Ziel der Arbeit/Fragestellung
Bei sehr dichten Gebäuden und bei Gebäuden mit flexiblen Luftdichtheitsschichten kann es nach dem Verstellen des Ventilators Minuten dauern, bis sich der Differenzdruck und der Volumenstrom praktisch nicht mehr ändern. Zu frühzeitiges Ablesen der Werte führt zu Messfehlern. Der Vortrag gibt Handlungsempfehlungen für Messteams, durch die derartige Messfehler vermieden werden.
Methode der Herangehensweise
Im Rahmen des Forschungsprojektes "Geduld vermeidet Messfehler" wurden Algorithmen zur Berechnung des Druckverlaufs hergeleitet. Gemessene Verläufe des Differenzdrucks an der Gebäudehülle wurden mit Berechnungen verglichen. Die Abhängigkeit von verschie-denen Parametern wie der Netto-Luftwechselrate bei 50 Pa, der Steigung der Ventilator-kennlinie oder der Größe der Ausbauchung einer flexiblen Luftdichtheitsbahn wurde untersucht. Dieses Projekt wurde gefördert vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raum-forschung im Auftrag des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bau-wesen aus Mitteln der Zukunft Bau Forschungsförderung.
Inhalt des Vortrags
Wesentliche Ergebnisse des Forschungsprojektes werden beispielhaft vorgestellt:
- Die Gründe für die manchmal langsame Druckänderung nach dem Verstellen des Venti-lators werden beschrieben.
- Der Einfluss der Steigung der Ventilatorkennlinie auf die Wartezeit und auf einen eventu-ellen Messfehler wird behandelt.
- Es wird gezeigt, wie sich die zusätzliche Wartezeit aufgrund einer flexiblen Luftdichtheits-schicht abschätzen lässt.
Ergebnisse und Beurteilung
Die erforderliche Wartezeit vom Verstellen des Gebläses bis zum Ablesen der Messdaten für den jeweiligen Messpunkt ergibt sich aus der schon beim BuildAir-Symposium 2021 beschriebenen Sieben-Sekunden Regel: die Zahl 7 dividiert durch den Zahlenwert der Netto-Luftwechselrate bei 50 Pa ergibt die Wartezeit in Sekunden. Bei flexiblen Luftdicht-heitsschichten kommt dazu die Wartezeit für das "Befüllen" bzw. "Leeren" der Ausbauchung der Luftdichtheitsbahn: Man multipliziert die Zahl 20 mit der in Promille angegebenen Volumenänderung zwischen 0 Pa und 50 Pa und dividiert durch den Zahlenwert der Netto-Luftwechselrate bei 50 Pa um die zusätzliche Wartezeit in Sekunden zu erhalten. Die gesamte Wartezeit ergibt sich aus der Summe der beiden Einzelwerte.
Schlussfolgerungen
Das wichtigste Ergebnis aus dem Forschungsprojekt für die Messpraxis ist die Formel zur Abschätzung der zusätzlichen Wartezeit bei Gebäuden mit flexiblen Luftdichtheitsschichten. Wie praktikabel die Formeln sind, und wie gut es gelingt, die Größe der Lageänderung einer Luftdichtheitsbahn abzuschätzen, muss die Zukunft zeigen. Weiterhin offen bleibt die Frage nach dem Einfluss der Temperaturdifferenz zwischen innen und außen.
For further information please contact Joachim Zeller at: joachim.zeller@t-online.de